Veredelung von Apfelbäumen im Sommer durch Okulation
In dem Video vom Gartenfernsehen.de erfahren Sie alles, was Sie schon immer über die Veredelung eines Apfelbaumes im Sommer wissen wollten.
Apfel-Experte John-Hermann Cordes von der Obstbaumschule Hermann Cordes in Holm zeigt die Veredelungstechnik der Okulation. Marc Albano von Gartenfernsehen.de moderiert die Erklärungen.
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Warum Okulation?
Die Okulation ist eine hervorragende Methode, um alte, gesunde und besonders geschmackvolle Apfelsorten zu erhalten. In der renommierten Baumschule Cordes werden über 600 verschiedene Apfelsorten durch Okulation weitervermehrt. Mit etwas Übung kannst auch du deinen eigenen Apfelbaum im Sommer veredeln durch Okulation und deinen Garten mit gesunden, ertragreichen Bäumen bereichern.
Wann lohnt sich eine Veredelung?
Die Veredelung eines Apfelbaums lohnt sich besonders in bestimmten Fällen. Falls du eine alte, wertvolle Apfelsorte erhalten möchtest, ist diese Methode ideal, denn alle veredelten Bäume einer Sorte sind genetisch identisch. Zudem kann eine Veredelung helfen, die Pflanze besser an die Bodenverhältnisse anzupassen. Sollte die gewünschte Sorte Schwierigkeiten mit dem Boden haben, kann eine geeignete Unterlage Abhilfe schaffen.
Auch wenn dein Apfelbaum trotz vieler Blüten kaum Früchte trägt, kannst du durch eine passende Unterlage den Ertrag steigern. Darüber hinaus erhöht die Wahl einer widerstandsfähigen Unterlage die Krankheitsresistenz und schützt den Baum vor Witterungseinflüssen. Nicht zuletzt ermöglicht die Veredelung auch besondere Wuchsformen, falls du einen dekorativen Baum mit bestimmter Größe und Form haben möchtest.
Die Technik der Okulation
Die Okulation, auch als Augenveredelung bekannt, leitet sich vom lateinischen Wort „oculus“ für Auge ab. Dabei wird ein Edelauge einer gewünschten Apfelsorte in die Unterlage eines anderen Apfelbaums eingesetzt. Diese Technik ermöglicht es dir, eine Sorte mit guten Wuchseigenschaften mit einer alten oder besonders schmackhaften Apfelsorte zu kombinieren.
Der richtige Zeitpunkt und das geeignete Material
Die beste Zeit, um einen Apfelbaum im Sommer durch Okulation zu veredeln, liegt zwischen Juli und August. In diesem Zeitraum lässt sich die Rinde der Unterlage leicht ablösen, was den Erfolg der Veredelung begünstigt. Als Unterlage dient ein junger, gut wachsender Apfelbaum. Achte bei der Auswahl darauf, dass die Unterlage in Bezug auf Platzbedarf, Lebensdauer und Fruchtbeginn zu deinen Vorstellungen passt.
Diese Infos braucht die Baumschule
Falls du eine Unterlage in einer Baumschule kaufen möchtest, solltest du einige wichtige Informationen bereithalten. Dazu gehören:
Bodenbeschaffenheit: Ist dein Gartenboden eher sandig, lehmig oder humusreich?
Standort: In welcher Region liegt dein Garten und welchen klimatischen Bedingungen ist der Baum ausgesetzt?
Wuchshöhe: Soll der Baum eher klein und kompakt bleiben oder groß werden?
Nutzung: Möchtest du viele Früchte ernten oder soll der Baum eher Schatten spenden?
Veredelungsziele: Geht es dir um Ertrag, Geschmack oder Widerstandsfähigkeit?
Erntezeitpunkt: Bevorzugst du frühe oder späte Apfelsorten?
Welcher Edelreiser passt auf welche Unterlage?
Veredle nur Pflanzen der gleichen Art oder eng verwandte Gehölze miteinander. Apfelbäume eignen sich besonders gut für die Veredelung, da ihre Triebe meist zuverlässig auf der Unterlage anwachsen. Je näher die Veredelungspartner verwandt sind, desto besser verwachsen sie miteinander.
Das Okulieren Schritt für Schritt
Werkzeuge vorbereiten
Bevor du mit der Okulation beginnst, solltest du die richtigen Werkzeuge bereitlegen:
Ein extrem scharfes, sauberes Okuliermesser Veredelungsset kaufen
Eine Okulette oder ein Veredelungsgummi zur Fixierung der Veredelungsstelle Okulette kaufen
Die Unterlage vorbereiten
Damit die Veredelung erfolgreich ist, muss die Unterlage optimal vorbereitet werden:
Idealerweise sollte die Unterlage bereits im Frühjahr gepflanzt worden sein.
Reinige die Veredelungsstelle gründlich mit einem sauberen Tuch.
Edelreis (kräftiger, schon verholzter Ast aus dem aktuellen Jahr) vom Wunschbaum abschneiden und Blätter bis auf kleinen Reststengel entfernen
Das Auge aus dem Edelreis herausschneiden
Nun schneidest du das Edelauge sorgfältig aus dem Edelreis heraus:
Setze das Okuliermesser etwa 1 cm unterhalb der Knospe an.
Ziehe die Klinge mit einem flachen, geraden Schnitt nach oben.
Entferne vorsichtig den Holzspan von der Innenseite, ohne das Auge mit den Fingern zu berühren.
Das Auge in die Unterlage einsetzen
Jetzt wird das Edelauge in die Unterlage eingefügt:
Führe an der Unterlage einen T-Schnitt aus:
Der waagerechte Schnitt sollte etwa 1–2 cm lang sein.
Der senkrechte Schnitt sollte ca. 3–4 cm betragen.
Biege die Rinde vorsichtig mit dem Rindenlöser auf.
Schiebe das Edelauge behutsam in die Öffnung unter die Rinde.
Achte darauf, dass das Auge mittig in der Schnittstelle liegt.
Die Veredelungsstelle verbinden
Sobald das Edelauge eingesetzt ist, muss die Veredelungsstelle richtig fixiert werden:
Schneide überstehende Rinde auf Höhe des waagerechten Schnitts ab.
Befestige die Veredelungsstelle mit einer Okulette oder einem speziellen Okulationsverschluss, wobei das Auge frei bleiben sollte.
Nachsorge und weiteres Vorgehen
Nach dem Einsetzen des Auges in die Unterlage, sollte die Wunde mit einer Okulette geschützt werden. Nach dem ersten Winter wird der Wildling abgetrennt und die Wunde verschlossen, so dass nur noch das Okulat weiter wächst.
Der Verschluss fällt nach einiger Zeit von selbst ab.
Im folgenden Frühjahr zeigt ein frischer Austrieb, ob die Okulation erfolgreich war.
Schneide die Unterlage oberhalb der Veredelungsstelle ab, damit der neue Trieb alle Kraft erhält.
Entferne regelmäßig Wildtriebe, die an der Stammbasis entstehen.
Pflege im Folgejahr
Auch im Jahr nach der Veredelung benötigt der junge Baum die richtige Pflege:
Binde den neuen Trieb mit einer elastischen Schnur an einen Stützstab, damit er gerade wächst.
Entferne Seitenäste im unteren Bereich direkt am Stamm.
Falls du einen Halbstamm ziehen möchtest, kürze den Baum auf eine Stammhöhe von 100–120 cm plus fünf Knospen.
Die oberen vier Austriebe bilden später die Krone, während der oberste Trieb als Leittrieb dient. Produkte für die Baumerziehung
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